Das Gelände um die ehemalige Chausseegeldstation war im Verlauf seiner Geschichte mit verschiedenen Nebengebäuden bebaut und wurde unterschiedlich genutzt. Das Gebäude grenzt unmittelbar an die B 105 und ist so unschwer als ehemalige Mautstation zu erkennen. Heute wird die Häuslerei als Mietobjekt für Wohnungen genutzt. Das Areal, auf dem neben der ehemaligen Mautstation, noch das Familien- und Freizeitzentrum (FFZ) mit dem Büro des Bürgermeisters, das Partyhaus Hackendahl
und das Feuerwehrgebäude steht, kann man getrost als Gemeindezentrum bezeichnen.
Die Chausseegeldeinnehmerstelle wurde 1842 gebaut. Solche Gebäude wurden in Abständen entlang der Chaussee von Rostock nach Wismar errichtet.
Zur Volkszählung 1867 lebten im Chausseehaus: Der Chausseegeldeinnehmer Johann Engel (geb. 1803) mit Ehefrau Sophia (geb. 1812) und Tochter Luise (geb. 1837). Auswärts hielt sich am Zähltag Tochter Marie Engel (geb. 1839) auf. Der Chausseewärter Heinrich Köster (geb. 1808), Ehefrau Caroline (geb. 1825) und Sohn Herman (geb. 1859) wohnten gleichfalls dort.
Das Chausseegeldeinnahmegehöft wurde von der Chausseeverwaltung 1889, als Häuslerei Nr. 20 an den Schmiedemeister Johann Roß verkauft. Er trat in den Mietvertrag der Chausseeverwaltung mit dem Chausseegeldeinnehmer Fronober und dem Chausseewärter Ammon ein. Die alte Handelsstraße, die Reddelich zwischen Jennewitz und Stülow durchquerte, verlor mit dem Bau der Chaussee Wismar – Rostock, der heutigen B 105, seine Bedeutung als Hauptweg durch Reddelich. Schmied und Krüger Johann Roß reagierte auf diese Entwicklung und verlegte sein Gewerbe, die Schmiede mit Krugwirtschaft und Kaufmannsgeschäft von der Büdnerei № 3/ 4 zur Häuslerei Nr. 20. An das Wohnhaus wurde ein Stall angebaut und eine Schmiede errichtet. Weiterhin wurde ein Tanzsaal geschaffen. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1889 fand das erste Tanzvergnügen statt. Neben der Schmiede wurde 1890 eine Kegelbahn gebaut. Eine Maschinenhalle kam 1901 neben der Schmiede dazu.
Zur Volkszählung 1900 wohnten auf der Häuslerei:
- Der Schmiedemeister Johann Roß (geb. 1847) mit Ehefrau Anna (geb. 1855), Tochter Johanna (geb. 1882), seiner Mutter Anna Roß (geb. 1826), dem Dienstmädchen Auguste Höpner (geb. 1883) dem Lehrling Hans Ziems (geb. 1883) und dem Gesellen Curt Hesse (geb. k. A.).
- Der Hausmann: Herman Kröger (geb. 1866) mit Ehefrau Marie (geb. 1864), den Kindern Emma (geb. 1894) und Hans (geb. 1897), seiner Schwiegermutter Louise Will (geb. 1838), sowie seinem Stiefsohn Heinrich Will (geb. 1889).
1911 erwarb der Schmiedemeister Carl Fernow aus Tessenow bei Parchim das Grundstück. Es waren 12.000 Mark Schulden im Grundbuch eingetragen, davon 1.450 Mark für die Vereinsbrauerei Mecklenburgische Wirte zu Lübz. Er baute den Saal um. Eine Bühne mit Damen- und Herrengarderobe wurde geschaffen.
Von dem Grundstück wurde 1923 eine Fläche von 105 m² zur Errichtung eines Kriegerdenkmals abgetrennt. Eine Ersatzfläche aus den Gemeindeländereien von 1371 m² gegenüber zwischen Chaussee und Bahndamm wurde zur Verfügung gestellt. Diese wurde 1933 an die Spar- und Darlehnskasse verkauft und fortan als Häuslerei Nr. 40 geführt. Hinter der Maschinenhalle wurde 1928 ein Kleinkaliberschießstand mit der Schießbahn in Richtung der Koppel des Hofes VIII von Baade gebaut.
1945 lebten in der Häuslerei: Carl und Betty Fernow mit den Kindern Annegret, Dörte und Margret sowie die Tochter Grete mit Ehemann Werner Duve und den Kindern Hans-Werner, Ursel, Ilse, Heinz, und Herrmann. Nach Kriegsende wurden dort einquartiert: Familie Morwinsky (Karl, Liesbeth, Ruth, Karl-Heinz, Hannelore, Manfred, Dieter, Marlies) aus Ostpreußen.
Betty Fernow wurde 1948 als Eigentümerin des Grundstückes der Häuslerei ins Grundbuch eingetragen. 1951 wurde in dem Haus ein Kindergarten eingerichtet.
Nach dem II. Weltkrieg war Otto Kuchel Schmied. Neben der Schmiede auf der Häuslerei Nr. 20 von Reddelich bewirtschaftete er auch die Schmiede in Brodhagen. Gewohnt hat er, mit seiner Familie auf der Reddelicher Büdnerei № 18. [56]
1968 verstarb Frau Fernow. Die Erben, Familie Duwe, nahmen das Anwesen nicht an, so dass es an die Gemeinde fiel. Zu DDR-Zeiten war es nicht ungewöhnlich, dass Grundstücke mit Mietshäusern an den Staat verschenkt wurden. Die Besitzer hatten durch die extreme staatliche Reglementierung der Mietrechtsverhältnisse kaum Rechte an ihrem Eigentum. Ihnen standen zwar Mieteinnahmen zu, diese waren aber staatlich festgelegt und deckten die Unkosten, die der Eigentümer tragen musste, nicht einmal ansatzweise. Ergebnis dieser verfehlten Wohnungspolitik war der Verfall alter Bausubstanz in Größenordnungen weil Investitionen, die sich nie amortisiert hätten, unterblieben.
Die ehemalige Schmiede wurde zu einem Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr Reddelich umgebaut. Die eigentliche Häuslerei wurde durch die Gemeinde in ein reines Mietshaus umgebaut und um die Jahrtausendwende verkauft. 1989 wurde ein neues Jugendklubhaus mit einem großen Parkplatz an der B 105 eingeweiht. Das Klubhaus wurde später verkauft und vom Eigentümer als Partyhaus Hackendahl
bewirtschaftet. Auf der Freifläche entlang der Alten Dorfstraße wurde in den 1990er Jahren begonnen, ein Verwaltungsgebäude zu errichten. Dieses wurde durch den Beitritt Reddelichs zum Amt Bad Doberan-Land obsolet. Die Bauruine des Kellergeschosses hatte bis 2015 Bestand. Dann wurde das Gelände Planiert und mit zwei Eigenheimen bebaut.