1991: Interview mit Joachim Morawiecz (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Reddelich

Jeder Bürgermeister eines Dorfes spürt es, die Aufgaben, die im Gemeindebüro gelöst sein wollen, sind vielfältiger geworden und kaum noch zu bewältigen. Deshalb soll durch die Bildung von sogenannten Gemeinschaftsverwaltungen Abhilfe geschaffen wenden. Was bedeutet das konkret für die Bürger in den Landgemeinden?

Seit die administrativen Anweisungen von „oben" wegfielen, sind die kleinen Verwaltungen in ihrem Arbeitsbereich. durch die Vielfalt der Aufgaben ständig überfordert. Aus diesem Grund haben die Gemeinden Admannshagen, Alt Karin, Bargeshagen, Börgerende-Rethwisch, Hohenfelde, Nienhagen, Parkentin, Reddelich, Retschow und Steffenshagen sich entschlossen, eine Verwaltungsgemeinschaft Bad Doberan Land mit Sitz in Bad Doberan einzurichten. Dieses geschieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf freiwilliger Basis und wird zu Beginn des nächsten Jahres durch eine Ämterverfassung des Landes sanktioniert. Damit ist ein starker Gemeindeverbund entstanden, der für die beteiligten Gemeinden viele Vorteile bringt. Die Verwaltung wird technisch wesentlich vereinfacht, erhebliche Finanzmittel werden eingespart, und der bürokratische Aufwand kann effektiver gestaltet werden. Insgesamt sollen im neuen Amtsbereich ca. 5000 Menschen leben.

Was wird aus den gewählten Gemeindevertretungen?

In jeder Gemeinde werden weiterhin die nötigen Entscheidungen durch die Gemeindevertretungen getroffen. Gemeindevertretungen und Bürgermeister bleiben somit in den einzelnen Orten weiterhin Ansprechpartner, wobei der Bürgermeister seine Aufgaben in Zukunft ehrenamtlich wahrnehmen wird. D. h., daß der Zusammenschluß lediglich eine höhere Effezienz der Verwaltungsarbeit bringt Auf keinen Fall soll die gewachsene Identität der einzelnen Orte verloren gehen. Das schließt auch ein, daß jedes Dorf selbst über seine Haushaltsmittel verfügt und bestimmt. Die zentrale Verwaltung ist lediglich der Verwalter, der Arbeiter für die Gemeindevertretungen.

Bedeutet das nicht ein Ende der vielbeschworenen Bürgernähe in den Dörfern?

Nein, regelmäßig halten die Bürgermeister in ihren Dörfern ihren Sprechtag ab, so daß sich z. B. ein Alt Kariner wegen eines Anliegens nicht unbedingt nach Bad Doberan begeben muß. Auch die Gemeindevertreter stehen den Dorfbewohnern regelmäßig in Sprechstunden zur Verfügung. Nun noch ein Wort in eigener Sache: In Vorbereitung der Gemeinschaftsverwaltung Bad Doberan Land wird unser Bundestagsabgeordneter, Prof. Dr. Günter Krause, Bundesverkehrsminister, sich den Fragen zur Ämterbildung stellen. Alle interessierten Bürger möchte ich hiermit am 4. Oktober 1991 um 18.00 Uhr in die Raststätte Reddelich (ehemals Jugendklub) herzlich einladen.

M. Blieske, Pressestelle der Kreisverwaltung
Artikel aktualisiert am 21.03.2024