Einer der ersten Gewerbebetriebe in Reddelich, der die Produktion aufnahm, war die sogenannte Strohfabrik auf der Büdnerei № 18. Dort wurden Alltagsgegenstände aus Stroh gefertigt.
Wie wichtig auch solche Kleinunternehmen als Arbeitgeber für die Gemeinde waren, offenbarte sich nach Schließung der Manufaktur Silvester 1948. Danach stiegen die Ausgaben der Gemeinde für Sozialleistungen spürbar an. Geschlossen wurde die Strohfabrik, weil sie nicht mehr rentabel war. Zwischenzeitlich gab es bessere und vor allem billigere Produkte zu kaufen.
Herr Bernd Lahl aus Reddelich erinnerte sich im Dezember 2012 dazu:
Artikel aktualisiert am 11.04.2023Meine Mutter hat neben ihrer Arbeit bei Wilhelm Rowoldt in den Nachkriegsjahren in Heimarbeit Oberteile für die Strohschuhe genäht. In der Strohfabrik, wie sie damals genannt wurde, arbeiteten viele, vor allem junge Frauen. Mir fällt Marianne Plückhan ein, die damals dort arbeitete. Deren Mutter, Frau Hinze, hatte dort so etwas wie einen Meisterposten. Es wurden aus Stroh Zöpfe geflochten, die dann zu Sohlen für Schuhe/Pantoffel zusammengenäht wurden. Darauf kam eine Sohle aus Textilien, die man so auftreiben konnte und ein Oberteil wie zu einem Pantoffel, das hinten geschlossen sein konnte. Die Produkte wurden damals sogar für die Leipziger Messe gefertigt. Ich weiß, daß meine Mutter und Frau Hinze damals bei uns im Wohnzimmer einiges ausprobiert haben. Meine Mutter war eine recht gute Näherin und hat mit den Oberteilen so einiges ausprobiert, was mit den wenigen Materialresten in der Nachkriegszeit so möglich war.