2014: Gründung der Reddelicher OBSTARCHE

Unter der Leitung von Dr. Silvia Kastell aus Reddelich fanden sich im Herbst 2014 acht Baumfreunde zusammen, die in der Gemeinde ungenutzte Flächen mit vielfältigen Obstbäumen bepflanzen wollten. Darunter auch seltene Sorten, um diese vor dem Aussterben zu bewahren. Später tauften die Baumfreunde das Projekt Reddelicher Obstarche.

Ja, Sie lesen lesen richtig! Wir haben uns umbenannt. Unsere gemeinnützige Arbeit haben wir im Jahr 2014 begonnen und setzten sie nun mit Elan fort. Der AG Obstarche gehören inzwischen acht Mitglieder an, sieben aus Reddelich und ein Mitglied aus Jörnstorf.

Die Arbeitsgruppe ist stets offen für neue interessierte Bürger, die sich für die Neuanpflanzung und Pflege von historischer und vom Aussterben bedrohter Obstsortenvielfalt einsetzten möchten. Wir freuen uns über Hinweise und Unterstützung. Es dient auch einem guten Zweck: Schon in wenigen Jahren werden wir in unserer Gemeinde eine Obstsortenvielfalt beherbergen und nutzen, die es anderswo nicht gibt. Es ist auch geplant, die Streuobstwiesen mit einem Obstwanderweg zu verbinden. Dieser soll mit Informationstafeln zu den Sorten ausgeschildert werden. Wir möchten auch besonders diejenigen Apfelsorten mit berücksichtigen, die für Apfelallergiker verträglicher sind oder die sich auch für die Ernährung von Diabetikern gut eignen.

Die Bewirtschaftung der Obstbäume soll in Form einer Allmende erfolgen. Wer sich als Bürger in diese mit einbringt, bekommt etwas vom Ertrag ab. Die Bäume sollen auf gemeinschaftlichen Ernteaktionen geerntet werden. Aber bis es so weit ist, vergehen noch einige Jahre, denn hochstämmige Obstbäume haben eine längere Entwicklungszeit, die sie zum Ausbau ihrer prächtigen Krone nutzen. Der Ertrag stellt sich deshalb etwas später ein, ist dann aber stabil und hoch.

Im April 2015 erhielt der Kulturverein für Reddelich und Brodhagen E. V., unser Träger, eine Fördermittelbewilligung in Höhe von 13.000 Euro von der Heidehof-Stiftung.

Es wurden mittlerweile zahlreiche Pflegearbeiten durch die Mitglieder der AG Obstarche vorgenommen. Diese erstreckten sich vom Pflegeschnitt der Bäume über das Freihacken der Baumscheiben bis hin zum Anbringen von Nummernschildern fürs Kataster. Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit waren die Ehrenamtier nicht untätig. Es wurde das OBSTARCHE-Schild farbig angestrichen. Weiterhin entwarfen sie das Informationsfaltblatt für das Anpflanzen von Hochzeits-, Geburts- und Familienbäumen und verteilten es zur Auslage in Standesämtern und Hochzeitsstuben. Wir gestalteten eine Urkunde, die dem Brautpaar als Erinnerung an die Spende eines Hochzeitsbaumes überreicht wird.

Am 2. und 3. Mai 2015 erfolgte die Frühjahrs-Standortbegehung der Obstbaumflächen durch die Mitglieder der AG Obstarche. Dabei wurden alle neu gepflanzten Obstbäume in Augenschein genommen und es kann mit Stolz gesagt werden, dass alle Bäume ausgetrieben haben.

Es wurden Standorte für zwei Obstbäume in der Nähe des Bahnübergangs in Reddelich ausgemessen, die als Ausgleichspflanzung von der Molli GmbH gepflanzt wurden.

Durch unsere Aktivitäten wurden von Oktober 2014 bis zum 1. April 2015 insgesamt 25 Obstbäume gepflanzt.

Im Februar 2015 schenkte Herr Hans-Georg Niemann aus unserem Nachbardorf Glashagen der Obstarche zwölf Obstbäume. Die Bäume hat er selber herangezogen. Wir begleiteten Herrn Niemann beim Ausgraben der Obstbäume in seinem großen Garten. Dabei berichtete er nebenbei aus seinem Leben. Herr Niemann wurde 1939 in Glashagen geboren und ist auch dort aufgewachsen. Schon als Kind interessierte er sich sehr für Gartenarbeit. Aus der Leidenschaft für den Garten erwuchs auch sein Berufswunsch. Er lernte den Gärtnerberuf bei Emil Hinrichs in Kröpelin, wo er bis nach 1990 arbeitete. Er hat damals auch Obstbäume und Raritäten gepfropft, die es zu DDR-Zeiten nicht so einfach gab. Dazu zählten beispielsweise Rosen und Beerenobst.

Nachdem die Bäume ausgegraben wurden, hat Herr Niemann sie mit der Hippe, einem gärtnerischen Spezialwerkzeug, und der Säge in Form geschnitten. Wir haben die Obstbäume in Reddelich im Rahmen der Obstarche auf gemeindeeigene Flächen gepflanzt und bedanken uns bei Herrn Niemann für die Baumschenkung und die wertvollen Tips für die Obstbaumpflanzung.

Frühjahrs-Pflanzaktion

Am 21. Februar 2015 pflanzten freiwillige Helfer in Reddelich acht Obstbäume, die Herr Niemann der Reddelicher Obstarche geschenkt hat. Wir pflanzten sie mit Wurzeldraht zum Schutz vor Wühlmäusen am Ortsausgang Reddelich auf dem nördlichen Bankett des Landweges in Richtung Jennewitz. Die restlichen vier Obstbäume wurden auf dem Arbeitseinsatz am 28. Februar gepflanzt, dabei wurden auch alle zwölf Bäume angepfahlt und mit Wildverbissschutz umzäunt.

Am 7. März 2015 schenkte Horst Susemihl dem Kulturverein ein Werbeschild für die Obstarche, das er selber gefertigt hatte. Das Schild ist in Form einer Arche mit einem Apfel gestaltet. Wir sind sehr dankbar über die kunstvolle Fertigung des Holzschildes. Horst Susemihl ist Reddelicher Stellmacher seit 1959. Nun ist er zwar schon einige Jahre in Rente, sein Handwerk beherrscht er aber immer noch sehr gut. Das Arche-Schild sieht sehr schön aus und wird Werbeträger für unser Vorhaben.

Anlage eines Obstbaumkatasters

Wir haben die inzwischen gepflanzten Obstbäume mit Baumnummern versehen. Sie dienen der eindeutigen Kennzeichnung und Wiederfindung. Die Obstbäume der Obstarche Reddelich werden somit in einem Obstbaumkataster akribisch dokumentiert. Neben dem Sortennamen werden auch die Herkunft des Baumes, die Abstammung und die Sorteneigenschaften, das Pflanzdatum und Pflegemaßnahmen aufgeschrieben. Die Geländeposition der Obstbäume wird mit GPS gemessen und die Koordinatenpaare des jeweiligen Standortes ermittelt. Das Obstbaumkataster der Obstarche führt der Kulturverein für Reddelich und Brodhagen e. V.

Standortbesichtigung mit dem Pomologenverein

Im März 2015 unterstützte uns Horst Friedrich, der Landessprecher des POMOLOGENVEREINS MECKLENBURG-Vorpommern e. V., bei der Einschätzung der Standortqualitäten der für die Obstbaumbepflanzung vorgesehenen Flächen in der Gemeinde. Er gab uns sehr wertvolle Hinweise, denn er hat schon einige Obstbaumregionen eingerichtet und verfügt somit über reichlich Erfahrungen und Wissen. Horst Friedrich suchte uns eine Sortenliste von 35 Apfel- und Birnensorten aus. Diese empfahl er uns nun für den Streuobstwiesenanbau unter Berücksichtigung der Standort- und Klimabedingungen von Reddelich.

Weitere Sortenempfehlungen für Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche erhielten wir vom Erhaltungsnetzwerk Obstsortenvielfalt des Pomologenver-eins Ebenfalls kümmerten wir uns um Sortenempfehlungen, die wir den Publikationen von Dr. Höhne von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern entnahmen.

Errichtung von Greifvogelsitzstangen

Wer kennt nicht die am Himmel kreisenden majestätischen Greifvögel in Reddelich? Hier haben auch der Milan und der Mäusebussard ihre Horste. Auch Falken wurden bereits gesichtet. Wir stellten im März zwei Sitzstangen von 3,5 Meter Höhe für die Greifvögel auf. Damit beugen wir Schäden an den neu gepflanzten jungen Obstbäumen vor, denn die Greifvögel können die Kronen der jungen Bäume beim Hinsetzen abbrechen.

Schenkung einer Informationstafel

Frau Rene Schneider, Inhaberin der Firma B + R Lichtwerbung in Reddelich, überreichte uns freudestrahlend eine Informationstafel für das Projekt. Die langjährige Erfahrung der Firmeninhaber spiegelt sich in dem schönen Schild wieder. Das Schild wird an der Streuobstwiese am Brodhäger Weg aufgestellt. Hier können sich Spaziergänger und Radfahrer nun über das Vorhaben der Obstarche informieren.

Hochzeits-, Geburts- und Familienbäume in Reddelich

Es ist ein alter Brauch, anlässlich einer Hochzeit oder einer Geburt einen Baum zu pflanzen. Der Baum, der am Hochzeitstag gepflanzt wird, gilt als äußeres Zeichen für fortwährende Verbundenheit. Der Baum soll bis ins hohe Alter hinein gedeihen – genau wie die Ehe.

Mit einem Baum als Geschenk zur Geburt drücken Sie den Wunsch aus, dass Ihr Kind sich in einer gesunden Welt entwickeln und aufwachsen kann.

Sie können auch einen Familienbaum als Symbol für den Zusammenhalt einer Familie pflanzen.

Zur Auswahl stehen verschiedene Obstarten. Den ausgewählten Baum beschafft der Kulturverein. Sie können ihn dann selber während einer Pflanzaktion im Herbst in Reddelich pflanzen. Den Termin sprechen wir mit Ihnen ab. Sie erhalten eine schöne Pflanzurkunde zur Erinnerung.

Ihren Baum können Sie in den nächsten Jahren auf unserer Streuobstwiese besuchen kommen. Wie funktioniert es? Sie spenden 100,- € für Ihren Baum. Wir, der Kulturverein, organisieren für Sie den Hochstammbaum, die Anbindung, den Wurzeldraht, den Schutzzaun gegen Wildverbiss sowie die Pflege des Baumes und des Grundstücks in den ersten vier Jahren. Wir halten diesen Moment für Sie in Form eines Fotos fest und unterstützen Sie beim Pflanzen, wenn es gewünscht wird.

Danke an alle fleißigen und hilfsbereiten Mitbürger und Sponsoren unseres gemeinnützigen Projektes Obstarche. Wir freuen uns über die nächsten gemeinsamen Aktionen!



Artikel aktualisiert am 16.04.2023