2018: Ein neues Gemeindehaus wurde eingeweiht

Im Mai 2018 wurde ein neues Gemeindehaus in Reddelich eingeweiht. Das alte Gemeindehaus in der Alten Dorfstraße entsprach nicht mehr den modernen Anforderungen. Eine Sanierung stellte sich als unökonomisch heraus. Daher wurde das alte Gebäude abgerissen und an gleicher Stelle ein neues errichtet.

Zur Einweihung des Gemeindehauses organisierte der Kulturverein für Reddelich und Brodhagen e. V. einen Abend der offenen Tür. Bei Essen, Trinken und Lifemusik von Marlene & Band aus Bad Doberan, nutzten viele Gemeindemitglieder die Gelegenheit, ihren neuen kulturellen und politischen Mittelpunkt zu inspizieren.

Auf seiner Eröffnungsansprache würdigte der Bürgermeister das Engagement aller am Bau Beteiligten. Nach den Aufregungen einer doch recht lang währenden Planungs- und Genehmigungsphase, liefen die Bauarbeiten koordiniert, zügig aber ohne Hektik und nahezu planmäßig ab. Dafür dankte der Bürgermeister Herrn Ulrich Baltzer vom gleichnamigen Ingenieurbüro, der bei der Planung und Bauleitung gute Arbeit leistete. Auch das herausragende Engagement von Petra Schindler war dem Bürgermeister einen besonderen Dank wert. Sie kümmerte sich als Koordinatorin der Gemeinde – schon fast liebevoll – um Details bei Ausstattung und Design.

Erwähnung fand auch, dass die Tradition von ehrenamtlichem Engagement bei Bau, Ausstattung, Reparaturen und Bewirtschaftung des alten Gemeindehauses bereits ihre Fortsetzung fand. Neben der bereits erwähnten Arbeit von Frau Schindler, die auch ehrenamtlich erfolgte, kamen der Bitte um Hilfe beim Einräumen und Aufstellen der Möbel viele Helfer nach, ohne nach Vergütung zu fragen.

Frau Schindler nutzte das Ende der Eröffnungsansprache und überreichte dem Bürgermeister den symbolischen Hausschlüssel.

Seitens des Amtes Bad Doberan-Land kümmerte Frau Dibbert vom Bauamt sich um die Baustelle. Der Amtsschimmel hörte mit der Übergabe der Baugenehmigung durch den Landrat, Herrn Constien, auf dem Dorffest 2017 nicht auf zu wiehern. Die Fördermittelstelle des Landkreises forderte Rechenschaft über den Baufortschritt, bevor die Fördermittel freigegeben wurden. Der Bund finanziert das Gemeindehaus schließlich mit fast 200.000 €, da soll auch alles seine Ordnung haben. Das die gute Arbeit der Handwerksbetriebe auch mit gutem Geld honoriert wurde und dies auch fristgerecht, ist Ergebnis guter Arbeit im Amt.

Wie alles begann

Eine große Bedeutung für die Zukunft der Gemeinde als lebendiges Gemeinwesen hat ein zeitgemäßes Gemeindehaus. Seit Mitte 2014 war die Modernisierung des vorhandenen Gemeindehauses Thema in der Gemeindevertretung. Planungen zur Anpassung des Gemeindehauses an die Anforderungen erbrachten die klare Empfehlung von Fachleuten zum Abriss und Neubau des Gebäudes. Die Kostenschätzung zur Sanierung belief sich auf ca. 120.000 € und mit kostenträchtigen Überraschungen bei den Bauarbeiten war zu rechnen. Das Für und Wider wurde in den Ausschüssen ausgiebig diskutiert.

Einstimmig beschlossen wurde auf der Sitzung der Gemeindevertretung am 6. Juni 2016 die Beauftragung eines Doberaner Planungsbüros mit einer detaillierten Kostenrechnung auf Basis eines vorliegenden Entwurfs. In diesem sind die Minimalanforderungen seitens der Gemeinde paraphiert worden. Die Kosten wurden auf ca. 230.000 € geschätzt.

Mit diesem Entwurf plante das Architektenbüro Balzer aus Bad Doberan das Gebäude bis zur Baugenehmigungsreife. Der Bauantrag wurde Anfang Dezember 2016 gestellt. Es wurden der Gemeinde Fördermittel zur Realisierung des Planes in Aussicht gestellt, die Ende März 2017 in Höhe von 190.000 € bewilligt wurden. Die Genehmigung des Bauantrages zog sich bis Juli 2017 hin.

Nach Erteilung der Baugenehmigung begann das Architektenbüro Balzer unverzüglich mit den Ausschreibungen der Bauleistungen. Mit dem Abriß des alten Hauses begannen Anfang September 2017 die Bauarbeiten. Die Bauarbeiten verliefen weitgehend nach Plan und der Kostenrahmen wurde auch eingehalten. So konnte das Gebäude im Mai 2018 der Gemeinde übergeben werden.

Der Bürgermeister über die Planungsphase

Ende März haben wir den Förderbescheid zur Erneuerung unseres Gemeindehauses bekommen. Ebenfalls Ende März wurde uns von der Unteren Bauaufsicht signalisiert, dass der Bauantrag, den wir Anfang Dezember eingereicht hatten, kurz vor der Genehmigung steht. Läuft ja gut, dachten alle Beteiligten. Der Zeitplan, den wir von der Förderstelle des Landkreises auferlegt bekommen haben läßt keinen Raum für Leerlauf. Am 31. Oktober 2017 soll das Haus fertig sein. Nun gut, das Projekt ist keine übermäßig große bauliche Herausforderung, etwa Niveau "Eigenheim".

Die Zuarbeiten zur Gemeindevertretersitzung am 24. April 2017 kamen pünktlich. Die Kämmerei bereitete die Unterlagen für einen Nachtragshaushalt zur Abstimmung vor, das Bauamt erstellte die Beschlussvorlagen zur weiteren Beauftragung der Planungsbüros und der Architekt befasste sich vorab mit den Ausschreibungsunterlagen für die Abriss- und Bauleistungen. Die Gemeindevertretung erteilte die notwendigen Zustimmungen.

Was nicht kam, war die Baugenehmigung, die der gleiche Landkreis erteilen sollte, der bereits die Fördermittel zugesprochen hatte – ein Schelm, wer da eine Verbindung sieht! Bei Nachfrage gab es wieder die Antwort: »Ist in Arbeit, geht bald los!« Dann, am 3. Mai, endlich der ersehnte Umschlag von der unteren Bauaufsicht. Er wurde schnellstens im Bauamt geöffnet und – Ernüchterung. Statt der erwarteten Baugenehmigung enthielt er Nachforderungen zum Schallschutz.

Sie kombinieren richtig, schon nach fünf Monaten ist die Behörde darauf gestoßen, dass noch nicht alle Ämter gefragt wurden, ob etwas gegen unser Vorhaben spricht. Eine Arbeitseffizienz, wie sie wohl nur ein frisch fusionierter Landkreis aufbringen kann.

Noch einmal zur Erinnerung, wir haben lediglich die Erneuerung eines bestehenden, bescheidenen Gemeindehaus beantragt. Keine Philharmonie, Stadthalle oder Großraumdisko. Auch die Nutzung wird fortgeführt und nicht erweitert. Die Schallemissionen werden am neuen Haus, nach menschlichem Ermessen, sogar geringer, weil dieser Aspekt bei der Grundrissplanung und den Außenanlagen Berücksichtigung fand.

Nachgefordert wurden nun Antworten auf drollige Fragen, die niemand seriös beantworten kann. Es geht fast ausschließlich um Prognosen. Eine davon ist: »Wie oft werden Feierlichkeiten durchgeführt und an welchen Tagen und Uhrzeiten?« Wer weiß so etwas? Für mich stellt sich sofort die Gegenfrage: Was sind Feierlichkeiten im Sinne von Behörden? Ist es schon eine Feierlichkeit, wenn am Wahlsonntag die Helfer am Ende der Stimmenauszählung mit einem Glas Sekt anstoßen und nach einem guten Witz laut und herzhaft lachen? Tage und Uhrzeiten lassen sich wenigstens bei Wahlfeiern einigermaßen prognostizieren. Diese finden an Sonntagen zwischen 19:00 und 19:55 statt.

»Wo sind die Stellplätze für die Besucher? Wie verhält es sich mit dem An- und Abreiseverkehr? Wo ist der Raucherbereich?« Sind noch einige der Fragen. Mal abgesehen, dass ein Blick in den Bauantrag reicht, um das Verkehrskonzept zu erkennen, beschleicht mich ein leiser Verdacht. Unterstellt uns die Behörde vielleicht, dass wir unter dem Deckmantel eines Gemeindehauses dort eine kommerzielle Partykneipe etablieren wollen? Hier noch einmal zum Verständnis: Wir wollen ein Gemeindehaus als gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinde. Wir wollen dort Versammlungen der gewählten Gremien und der gemeinnützigen Vereine abhalten. Wir wollen dort Wahlen der politischen Gremien der Kommune, des Landkreises (ja auch des Landkreises!), des Landes, des Bundes und der Europäischen Union ermöglichen. Und NEIN, wir können natürlich nicht garantieren, dass Familien auf dem Weg zur Wahl sich unterhalten, auch manchmal lachen und mit Autotüren klappen. Dass Wahlen immer Sonntags stattfinden ist nicht unsere Entscheidung, sondern in den Wahlgesetzen festgelegt.

Letztlich wollen wir den Vereinen und Familien aus der Gemeinde auch ermöglichen, dort Treffen zu organisieren, die man durchaus als Feierlichkeit bezeichnen kann. Eine Nutzung, die in der Vergangenheit vielleicht zweimal im Quartal stattfand. Dazu ist das benachbarte, private Partyhaus ohnehin die bessere Alternative. Auch für die Zukunft erwarten wir dort eine Frequenz von Feierlichkeiten, die über das Niveau von normal genutzten Wohngrundstücken kaum hinausgeht.

Nun dämmerte es den Fragestellern in den Kreisbehörden wohl auch, dass die Beantwortung der Fragen viel mit Hühnerknochenwerfen, Bleigießen oder Tarot zu tun hat. Deshalb erwarten sie ein Gutachten von einem spezialisierten Ingenieurbüro. Die können zwar auch keine seriöse Prognose abgeben, sind aber in der Lage viel Papier mit wissenschaftlich aussehenden Text zu füllen. Dies hat nicht nur seinen Preis sondern derzeit wohl auch Hochkonjunktur. Die meisten Akustikbüros sind für 2017 jedenfalls ausgebucht.

Irgendwann wird der Abrissbagger am Gemeindehaus anrücken, da bin ich Optimist. Planen lässt sich dabei wohl nichts. Es wird wohl zunehmend unmöglich, chronologische Abfolgen mit einem Zeitplan zu synchronisieren. Der Trost an alle Häuslebauer: Uns als Gemeinde geht es dabei auch nicht besser.
Gespannt bin ich auf die Überraschungen beim geplanten Umzug der Feuerwehr. Ein Projekt, dass ungleich komplexer ist als das Gemeindehaus.

Bürgermeister Ulf Lübs, im Mai 2017

Feuerwehrübung

Am 1. September rückte die Feuerwehr zu einer Übung am Gemeindehaus aus. Dazu schrieb der Wehrleiter Matthias Elmer:

Als am 1. September um 19.38 Uhr die Sirene in Reddelich zu hören war, ahnte niemand um was es ging. Doch schnell war den Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehr klar, dass es sich um eine Übung handelte. Am ersten Dienstabend nach der Sommerpause wurden die Feuerwehrfrauen und -männer zum Gemeindehaus gerufen und mussten Ihr Können wieder einmal unter Beweis stellen. Es musste eine Person gerettet und versorgt werden sowie der Löscheinsatz des Gebäudes abgearbeitet werden. Dieses haben unsere Kameradinnen und Kameraden mit Bravur gemeistert. Damit war die Feuerwehr der letzte Nutzer des Gemeindehauses, bevor es in den kommenden Tagen zum Opfer des Abrissbaggers wird.

Artikel aktualisiert am 25.01.2024