Die Reddelicher Häuslerei Nr. 7

In der Häuslerreihe in der Alten Dorfstraße, zwischen B 105 und Bäcker, ist die Häuslerei Nr. 7 das zweite Haus (mit First parallel zur Straße). Von der Eigentümerfamilie Schultz wird dort eine klassische Siedlungsswirtschaft (Gartenbau und Kleinviehhaltung für die Eigenversorgung) betrieben.

Das Haus war 1874 im Besitz vom Maurer Hermann Schmidt. 1899 kaufte der Maurer Christian Prüter das Anwesen. Zur Volkszählung 1900 wohnten auf der Häuslerei: Der Maurergeselle Christian Prüter (geb. 1875) mit seiner Mutter Sophia Prüter (geb. 1841). 1910 übernahm der Händler Heinrich Dreyer die Häuslerei. Er vererbte diese 1931 an: den Händler Carl Dreyer (vgl. Häuslerei Nr. 16), Frieda Schwanbeck, Lina Bitter, Wilhelm Dreyer und der Musiker Heinrich Dreyer (vgl. Häuslerei Nr. 18). Die Erben verkauften 1931 die Häuslerei an den Forstarbeiter Heinrich Bohsack.

Nach dem II. Weltkrieg lebten der Neffe von Minna Bohsack, Willy Schultz mit seiner Frau Else und den Kindern Heinz, Renate und Christa mit im Haus. 1968 erwarb Willy Schultz die Häuslerei. Minna Bohsack zog nach Rethwisch zu ihrer Tochter und deren Familie. Später überschrieb er die Häuslerei an seinen Sohn Heinz, der dort mit seiner Familie noch heute (2018) wohnt.

Geschichte der Familien Schultz und Voß

von Reinhold Griese, 2016

Zur Geschichte von Reddelich gehört auch die Geschichte der Familien Schultz und Voß von der Häuslerei Nr. 7. Um über diese Geschichte zu schreiben, habe ich mit Heinz Schultz ein ausführliches und interessantes Gespräch geführt. Die Familie Schultz, die seit vielen Jahren in Reddelich beheimatet ist, ist eng mit vielen anderen Familien in Reddelich verbunden. Man kann ohne Übertreibung sagen: Die Familie Schultz ist Reddelich und Reddelich ist die Familie Schultz.

Beginnen möchte ich meine Aufzeichnungen mit Heinrich Schultz (1880-1946), dem Großvater von Heinz. Er war mit Elise Trost (1885-1927) verheiratet. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Franz (1909 – 1988), Hermann (1911 – 1981), Hertha (1914 – 2007) und Willy (1922 – 2015). Sie lebten in einer sehr kleinen Einliegerwohnung in der Häuslerei Nr. 32 von dem Schuhmacher Helmut Köster, meinem Großvater. … Hinten auf dem Grundstück befand sich ein kleiner Garten. Von der Gemeinde hatte die Familie ein Ackerstück zum Anbau von Getreide und Kartoffeln gepachtet. Heinrich Schultz war Landarbeiter (Pferdeknecht genannt) auf dem Hof II von Uplegger.

Der Sohn Franz (1909–1988) lebte mit Frau und fünf Kindern in Kavelsdorf. Hermann wohnte mit Frau und einem Kind in Steffenshagen und arbeitete bis zum Rentenalter beim VEB Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei im Lager im Osthafen in Rostock. Die Tochter Hertha war mit Bartels verheiratet und hatte drei Töchter: Ilse, Elfriede und Toni. Ihr Mann war im II. Weltkrieg Soldat. Nach der Gefangenschaft kam er nach Hause und verunglückte 1957 tödlich. Die Familie lebte in der Häuslerei Nr. 5, dem jetzigen Kindergarten. Als viertes Kind von Heinrich und Elise Schultz wurde Willy 1922 geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb seine Mutter nach schwerer Krankheit. Im II. Weltkrieg wurde Willy Schultz als Soldat verwundet und geriet während seines Lazarettaufenthalts in Oberammergau, Kloster Ettal, in amerikanische Gefangenschaft. Um nach Hause zu kommen, wandte er einen Trick an: Da die Amerikaner keine Gefangenen in die Sowjetische Zone entließen, gab er an, dass er in einen von ihm wahllos angegebenen Ort nach Niedersachsen wollte, der zur Englischen Zone gehörte. So erhielt Willy Schultz seine Entlassungspapiere, die er wie ein Augapfel hütete und bis zu seinem Lebensende in der Brieftasche aufbewahrte. Über mehrere Stationen, wie Großenlüder und Fulda in Hessen, Göttingen, Hannover und Lüneburg in Niedersachsen, erreichte er 1945 Reddelich. Zuerst arbeitete er in der Landwirtschaft und ab April bei der Deutschen Reichsbahn als Streckenmeister.

Im Juni 1947 heirateten Willy Schultz und Else Voß. Sie kam mit ihren Eltern, Otto und Ida Voß, aus Pommern. Die Familie Voß musste ihre Heimat in Brenkenhofswalde, Kreis Greifenhagen (jetzt Jeczydol, Nähe Stargard) verlassen, wo sie eine Landwirtschaft hatte und kam mit einem Treckwagen, bespannt mit zwei Pferden, nach Reddelich. Die beiden Pferde wurden auf dem Hof II bei Wilhelm Uplegger untergestellt. Else wurde 1921 in Brenkenhofswalde geboren. Sie hatte noch zwei Brüder, Wilhelm und Erwin, die im II. Weltkrieg gefallen waren. Ihre Mutter starb 1946 in Reddelich an Diphterie, woran auch Else erkrankt war.

Aus der Ehe von Willy und Else Schultz gingen drei Kinder hervor: Heinz (geb. 1948), Renate (geb. 1949) und Christa (geb. 1953). Die Familie lebte bei Minna Bohsack, Tante von Willy Schultz in der Häuslerei Nr. 7, die sie 1968 erwarben. Minna Bohsack zog nach Rethwisch zu ihrer Tochter und deren Familie. heute gehört das Haus Heinz Schultz, der 1979 Ingrid Reincke heiratete. Beide haben zwei Söhne Martin und Steffen und vier Enkel. Steffen hat sich mit seiner Familie ein neues Haus gegenüber seinem Elternhaus in der Alten Dorfstraße erbaut.

Heinz Schultz erlernte den Beruf des Signalschlossers bei der Deutschen Reichsbahn und übte diesen Beruf auch noch bei der Deutschen Bahn aus. Mit 55 Jahren wurde er 2003 in den Vorruhestand geschickt. Im Jahre 1964 wurde er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr von Reddelich. Nachdem er mehrere Jahre im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr war, wurde er von seinen Kameraden 2003 zum Wehrführer gewählt. Heinz Schultz konnte nahtlos an die Arbeit seines Vorgängers, Holger Elmer, anknüpfen. Er war von 1964 bis 2015 aktiv in der Feuerwehr.


Die Häuslerei Nr. 7 in einer Ansicht von 2013 [12]
Artikel aktualisiert am 01.04.2024