Von Reinhold Griese (Recherche), Sven Morwinsky (Archivmaterial, Daten), Ulf Lübs (Layout).
Gelegen an der Steffenshäger Straße, am Ortsausgang, ist die Büdnerei heute nicht mehr als solche zu erkennen. 2005 wurde das Hofgrundstück eingeebnet und neu mit einem Eigenheim bebaut, vor dem lange Zeit die Mecklenburger und Schweizer Flagge einträchtig an einem Mast wehten.
1847 bekam Andreas Waack die Büdnerei zugesprochen.
1861 hatte Johann Bull, Eigentümer der Büdnerei 15, auch die Büdnerei 14.
1866 übernahm der Arbeitsmann Joachim Reining die Büdnerei.
Zur Volkszählung 1867 wohnte noch niemand auf der Büdnerei. Augenscheinlich wurden die Gebäude erst später errichtet.
1888 wurde der Arbeitsmann Ludwig Schoof Besitzer der Büdnerei.
Zur Volkszählung 1900 wohnten auf der Büdnerei:
- Der Büdner Ludwig Schoof (geb. 1857) mit Ehefrau Henrike (geb. 1859) und der Tochter Meta (geb. 1889).
- Der Landarbeiter Joachim Klein (geb. 1835) mit Ehefrau Marie (geb. 1835).
- Der Landarbeiter Joachim Schultz (geb. 1845) mit Ehefrau Henriette (geb. 1848).
- Die Schneiderin: Anna Schultz (geb. 1877) mit den Söhnen Paul (geb. 1890) und Otto (geb. 1895).
1909 verstarb Ludwig Schoof. Die Erben, Meta und Wilhelm Schoof, Lehrer in Wismar, verkauften die Büdnerei an den Arbeiter Friedrich Peters aus Rethwisch. 1923 löste dieser den Kanon mit 1.556.400 Mark ab.
1945 war er mit seiner Familie dort registriert. Nach dem Krieg wurden dort eingewiesen: Familie Wendt (Franz, Grete, Hans).
In den 1980er wirtschaftete Jochen Peters dort als Nebenerwerbslandwirt. Als seine Mutter starb, pachtete er die Landwirtschaft von der Erbengemeinschaft Peters. Das Wohnhaus blieb leerstehend.
In den 1990er Jahren wurde vom Grundstück eine Parzelle abgetrennt und mit einem Eigenheim bebaut.
2005 wurde der Hof der Büdnerei durch die Erbengemeinschaft Peters an die Familie Fankhauser aus der Schweiz verkauft. Die Familie Fankhauser riss die alten Gebäude auf dem Hof ab und errichtete ein modernes Einfamilienhaus an der Stelle. Damit verlor das Grundstück im Grunde den Charakter einer Landwirtschaft, obwohl dort zeitweilig Pferde gehalten wurden.
2007 veröffentlichte die RADUCLE einen Artikel über den letzten Besitzerwechsel der Büdnerei:
Neu-Reddelicher aus der Schweiz: Doris und Werner Fankhauser
von Klaus Kretschmann
Beide Elternteile der Fankhausers waren lange Jahre pflegebedürftig und nach deren Ableben stand für Doris und Werner Fankhauser fest, sich woanders ein Zuhause zu suchen. Zunächst erfolgte die Suche nach einem geeigneten Objekt im benachbarten Frankreich. Eine Züchterreise führte die Fankhausers dann für eine Woche in das norddeutsche Schleswig, und sie waren sofort von der Landschaft und dem Klima begeistert, wollten sich nun aber auch weiter östlich an der Ostsee umsehen. Gesucht wurde nach einem Haus auf einer Ebene mit einer angrenzenden Pferdeweide.
Schließlich wurde ihnen in Mecklenburg-Vorpommern das Objekt in Reddelich angeboten: Ein Grundstück mit einer alten Hausscheune und einer angrenzenden Weide von gut zwei Hektar Größe. Das sollte es nun sein. Doch es gab auch kritische Stimmen. Werner Fankhauser erinnert sich:
Einige aus meinem damaligen Umfeld sagten: Du spinnst, was willst du bei den Ossis? Ich habe mich dann sogar bei einigen Leuten hier vor Ort erkundigt, ob wir als Schweizer überhaupt willkommen sind. Aber alle haben uns in unserem Entschluss bestärkt und gesagt, wir wären eine Bereicherung für den Ort und das Land.
Nach dem Kauf im Frühjahr 2006 wurde sofort mit den Abrissarbeiten [das Haus der Büdnerei] begonnen. Ende August war Richtfest und Anfang Dezember 2006 zog das Ehepaar in das neue Heim ein. »Alles wurde, so wie es mit dem Wittenbecker Architekten und Bauunternehmer abgesprochen war, ausgeführt so Herr Fankhauser.» Und der besprochene Kostenrahmen wurde voll eingehalten. Wir selbst waren bis zu unserem Umzug nur dreimal auf der Baustelle.«
Frau Fankhauser hebt hervor, wie lieb und hilfsbereit sie in Reddelich aufgenommen wurden, dass sie oft Pflanzen, Gemüse oder geerntete Früchte von Nachbarn und anderen Dorfbewohnern geschenkt bekamen. »Man hat uns nie ins Abseits laufen lassen.« Herr Fankhauser fügt hinzu:
Die Einfachheit der Leute, das ist es. Bei uns in der Schweiz war das vor 20 Jahren auch noch so. Jetzt finden wir das hier wieder, was wir eigentlich gesucht haben. Man hilft sich gegenseitig. Und ein Wort zählt noch. In der Schweiz ist es halt vielfach so, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen durch Geld und Luxus gelitten haben. Da braucht man den anderen nicht mehr so.
Viele Reddelicher haben es verfolgt: Den Abriss des lange leer stehenden kombinierten Wohn– und Scheunengebäudes in der Steffenshäger Straße 8. Nach kurzer Bauzeit entstand an derselben Stelle ein neues schmuckes Eigenheim im Bungalowstil. Und, was viele überraschte, mit einem integrierten Stall. Die neuen Besitzer zogen im Dezember 2006 aus der Schweiz kommend in ihr neues Heim: Doris Fankhauser (50) und ihr Mann Werner (57). Mit dabei waren die beiden Trabrennpferde Gharisma und Ivory sowie die Weimaranerhündin Aysha.
Die gelernte Verkäuferin, die 30 Jahre in ihrem Beruf arbeitete, erzählt, dass sie in der Schweiz auf dem elterlichen Bauernhof groß geworden ist, selbst Trabrennpferde gezüchtet hat und sogar Rennen gefahren ist. Da sie eine Trainerlizenz hatte, konnte sie auch Traber ausbilden. Eines der beiden Pferde, die heute auf der angrenzenden Koppel weiden, ist ebenfalls noch Rennen gelaufen. Heute dienen die beiden Traber aber nur noch zum Reiten.
Werner Fankhauser ist ebenfalls auf einem Bauernhof groß geworden. Nach einer Lehre zum Landwirt war er mehrere Jahre auf dem Bau tätig. Mit 24 Jahren bewarb er sich bei der schweizerischen Grenzwache, die, anders als in Deutschland, neben dem Grenzschutz auch Zoll- und Polizeidienstaufgaben auszuüben hat. Es folgten 31 Jahre in diesem Beruf, zunächst als Grenzwächter und später als Ausbilder. Die letzten 10 Jahre bis zu seiner Pensionierung am 31. 12. 2006 war er als Zoll- Innenrevisor im Personen- und Güterverkehr auf dem Flughafen Basel tätig.
Seit 1996 verheiratet, wohnte das Ehepaar 25 km von Basel entfernt auf dem Hof der Eltern von Frau Fankhauser. Die Landschaft, die ihren neuen Wohnsitz umgibt, ist Familie Fankhauser ganz wichtig. Wir haben hier die gute Seeluft und das Meer ist ganz nahe. Es gibt wunderschöne Ausflugsziele, zum Beispiel nach Warnemünde oder auf das Fischland Darß. Morgens sehen wir von unserem Haus aus manchmal Rehe zusammen mit unseren Pferden auf der Weide stehen.
Frau Fankhauser wurde vor kurzem ein großer Wunsch erfüllt. Vor ihrem Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern hat sie sich über das NDR-Fernsehen oft über unser Land informiert, so auch über die große Tradition der Pferdegestüte in Redefin und Ganschow. Und die Hengstparade in Redefin sowie die Stutenparade in Ganschow hat sie sich inzwischen in natura angesehen. Ein Geschenk ihres Mannes.