Eine riesen Herausforderung für das Nachkriegsdeutschland in allen Besatzungszonen war die Integration von Millionen Menschen, die im Zuge der Nachkriegsordnung aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Leider trifft der Begriff vertrieben die damaligen Umstände am besten. Von einer halbwegs geordneten Umsiedlung konnte man wohl nur in seltenen Fällen sprechen.
Völlig unterschiedlich waren die Ausgangsbedingungen für diese Eingliederung in Reddelich und Brodhagen. Wie in den meisten Gütern Mecklenburgs hat auch der letzte Brodhäger Gutspächter es nicht darauf ankommen lassen, sich den sowjetischen Behörden auszuliefern. Er flüchtete in den Westen. Die Brodhäger Bauern taten es ihm bald nach. Somit lebten in Brodhagen nur noch wenige Einheimische und das Dorf konnte fast völlig neu aufgesiedelt werden.
Anders in Reddelich, wo die dörflichen Strukturen fast unverändert fort bestanden. Die Flüchtlinge mussten im Bestand eingegliedert werden. Wie sich denken lässt, ging das nicht immer freundlich von statten. Die Militäradministration und die sich schnell etablierende Verwaltung war auch nicht besonders zimperlich bei Einquartierungen. Die Akten aus dieser Zeit sind voll von Beschwerden, bei denen es fast nur um Wohnungsangelegenheiten ging. Manches aus dieser Zeit wirkt sogar noch bis heute.
Der ehemalige Reddelicher Manfred Morwinsky hat sich sehr intensiv mit dieser Zeit beschäftigt und eine Chronik der ehemaligen Heimat der Familie Morwinsky verfasst. Er erinnert sich an die Nachkriegszeit in Reddelich:
Der erste Nachkriegsbürgermeister, Wilhelm Rowoldt, verfasste regelmäßig Berichte über seine Arbeit, obwohl er das nicht unbedingt musste. Diese sind heute ein wertvolles Zeitzeugnis, auch zum Thema Umsiedler:
Artikel aktualisiert am 18.04.2023