Die Geschichte der Brodhäger Hufen

Von Reinhold Griese (Recherche, Text), Sven Morwinsky (Archivmaterial), Ulf Lübs (Layout).

In Brodhagen gab es über mehrere Jahrhunderte drei Hufen. Heute ist von ihnen nichts mehr zu sehen. Die Felder und Wiesen sind an auswärtige Landwirte verpachtet und die baulichen Anlagen auf den Höfen abgerissen. Die Höfe wurden parzelliert und mit Eigenheimen bebaut oder an einen Kleingartenverein verpachtet. Zur allgemeinen Hufengeschichte und Begriffserklärungen verweisen wir auf die Seite: Die Geschichte der Reddelicher Hufen. Die frühe Entwicklung der Hufen ist dort ähnlich wie in Brodhagen verlaufen.


1792 wurden die Hauswirte von Brodhagen von den Naturaldiensten befreit und erhielten einen Pachtvertrag für 21 Jahre von 1792 bis 1813. Der Pachtvertrag wurde nicht mit den einzelnen Bauern, sondern gesamt mit den drei Hauswirten: Dorfschulze Bull, Gustav Pentzin und Claus Pentzin, also einheitlich mit der ganzen Dorfschaft abgeschlossen. Die Bauern hafteten gesamtschuldnerisch. Bei Tod eines Hauswirtes trat auch in Brodhagen die im Amtsbereich praktizierte Pseudoerbfolge ein. D. h., eines der hinterbliebenen Kinder wurde Hauswirt, wenn es keine Einwände gegen seine Tüchtigkeit gab. Das Amt behielt sich die freie Verfügbarkeit bei Erledigung des Gehöftes vor. Es setzte dann einen neuen Wirt oder einen Interimswirt ein. Letzteres für die Zeit bis ein Erbe das Gehöft übernehmen konnte.

In Brodhagen mit seinen drei Hauswirten und einigen Büdnern war der Pachtvertrag 1813 zu Ende. Die Dorfschaft bekam nur eine Zeitverpachtung von sieben Jahren und keine Vererbpachtung. Begründet wurde dies wie folgt:

Die Ackerflächen liegen nicht nur auf dem Brodhäger ſondern davon getrennt auf auf dem Doberaner Felde, und einige Wieſen befinden sich am Conventer See. Weiterhin sind die Hufe im Gemenge und nicht ſepariert. Das bedeutet, der zuſammenhängende Acker gehörte verschiedenen Besitzern. Der Boden in Brodhagen trug nur schlechte Ernten. Die Hauswirte waren nicht vermögend und mit ihren pflichtgemäßen Abgaben im Rückſtand.

Die neue Pachtperiode für die Dorfschaft Brodhagen ging von1820 bis 1843. Die Hauswirte der drei Hufen waren: Gustav Pentzien (Hufe I), Schulze Joachim Bull( Hufe II) und Hinrich Pentzien(HufeIII). sowie die fünf Büdner: Peter Jenning (B 1a), Boeckmann (B 1b), Johann Vick (B 2), Joachim Pentzien(B 3) und Joachim Wendelborn (B 4). Der Acker musste in sieben Schlägen eingeteilt werden. Von den Hufen wurden Bonitierungsprotokolle angefertigt.

1850 erhielten die Hauswirte Johann Penzin, Schulze Bull und Joachim Penzin einen Zeitpachtvertrag für 14 Jahre. Es wurde festgelegt, dass die Pächter ihr Ackerland in sieben Schlägen einteilen und die Fruchtfolge einhalten mussten. Die Einlieger, die bei den Hauswirten wohnten, erhielten von diesen:

  • Eine Wohnung mit einer Stube, zwei Kammern, Küche, Gartenland,
  • Stallung für Kleinvieh für zwei Schafe, eine Ziege, ein bis zwei Schweine,
  • 150 Quadratruten Ackerland mit unentgeltlicher Bestellung und Abfuhr der Ernte,
  • Weide für zwei Schafe auf der Brache und
  • Fuhren zur Hebamme und zum Arzt.

1864 erhielten die drei Hauswirte Joachim Penzin, Schulze Bull und Peter Penzin einen Pachtvertrag bis 1880. 1874 erfolgte die Regulierung und Vererbpachtung von Dorf Brodhagen als Voraussetzung für die Gemeindegründung.

Zu Johanni 1873 lief der Kontrakt der Hauswirte von Obersteffenshagen ab. Die Feldmark wurde neu reguliert und die Bauernhufe wurden vererbpachtet. Dabei sollte der Acker der Schule von Brodhagen, der ursprünglich von den Obersteffenhäger Hufe entnommen worden war, zum Register von Brodhagen kommen. Dadurch soll der Lehrer von Brodhagen wünschenswertes Ackerland erhalten.

Mit der Bodenreform 1945 begann im Grunde die Auflösung der Hufen. Keiner der drei Großbauern hielt es danach noch länger auf seinem Hof aus. Die speziellen, persönlichen Gründe für die Flucht sind uns nicht bekannt. Die allgemeinen Gründe sind im Artikel Landwirtschaft in der Gemeinde zur DDR-Zeit beschrieben.

Unmittelbar vor Abriss des Wohnhauses der Bauernstelle hat der Reddelicher, Sven Morwinsky, genealogische Dokumente der Familie Pentzien vor der Vernichtung retten können. Die Abschrift der Gehöftsakte des Schweriner Genealogen Karl Schumaker gibt ein gutes Beispiel für die damalige Verwaltungspraxis. Auch wird uns ein Einblick in Schicksale hiesiger Bauernfamilien gewährt.

1677 war der Kossate Jochim Penzin der Bewirtschafter der Hofstelle. Ihm folgte Simon Penzin, der als leibeigener Untertan in der Grundliste der Leibeigenen des Amtes Doberan aufgeführt ist. Da der Gehöftserbe noch nicht die Bedingungen für die Übernahme der Wirtschaft erfüllt hatte, wurde der Drescher Jochim Böckmann als Interimswirt eingesetzt. Wann Simon Pentzien schließlich den Hof übernahm ist nicht bekannt.

1756, im September, starb Simon Pentzien. Gegen die Einsetzung seines ältesten Sohnes Claus Hinrich legte der Domänenpächter Hagemeister sein Veto ein. Offensichtlich war Hagemeister nicht nur Pächter von Vorder Bollhagen sondern auch vom Gut Brodhagen. Wie tief er, als Dienstherr der Brodhäger Hauswirte, in die Persönlichkeitsrechte der Leibeigenen des Herzogs eingreifen konnte, belegt nachfolgender Auszug des Berichts vom Amtshauptmann Holsten und dem Amtsschreiber Fulda zu Dobberan:

Zum künftigen Hauswirth hätte zwar der älteſte Sohn Claus Hinrich welcher 25 Jahre alt iſt, die Anwartschaft. Der Pensionarius Hagemeiſter aber excipiret dagegen, daß er sich bißhero nicht allzu gut geführet hatte und ſo gar vor einigen Jahren heimlich weggegangen und sich in Pommern aufgehalten bis er sich vor einiger Zeit zwar wieder angefunden, jedoch aber bisher nicht viel gutes von sich hören laßen. Er der Pens. Hagemeiſter wolte alſo lieber ſehen, daß die älteſte Tochter von ſolcher Stelle, nahmens Greth an den Knecht, welchen er ausfindig mache, verheirathet und der ſelbe zum künftigen Haußwirth auf dieſes verſtorbener Simon Pentzins Stelle angenommen würde.

Die herzogliche Kammer folgte dem Ansinnen des Pächters Hagemann und setzte Margarethe Pentzien nebst einem, von Pächter Hagemeister zugewiesenen Ehemann als Hauswirt ein. Im Bericht folgt eine penible Auflistung von Inventar und Schulden des Erblassers Simon Pentzien. Zwischen Hofwehr und Schulden wurden auch die 12 Kinder des Simón Pentzien, im Alter von 25 bis 1 Jahr, aufgeführt. Über seine Ehefrau ist nichts bekannt.

Im Januar 1787 starb Jochim Hinrich Benkmann, der durch eine vom Dienstherren Hagemeister arrangierte Heirat mit Margarethe Pentzien Hauswirt wurde. Er hinterließ keine Erben, sodass auf Anraten des nächsten Verwandten, Schneider Benkmann (offensichtlich der Bruder) der Knecht Gustav Pentzien als Hauswirt eingesetzt wurde. Pensionär Müller, der zu diesem Zeitpunkt Pächter von Vorder Bollhagen und (augenscheinlich) Hof Brodhagen war, hatte keine Einwände dazu. Im Protokoll heißt es dazu:

Da der Hauswirth Jochim Hinrich Benkmann hies, vor etwas 4 Wochen verſtorben und es die Nothwendigkeit erheischet, dieſe Stelle mit einem anderen Wirthe schleunigt wieder zu beſetzen ſo iſt da dieſer defunctus keine Kinder hinterlassen [hat, iſt] von deßen nächſten Anverwandten der Knecht Guſtav Pentzin dazu in Vorschlag gebracht worden.

Herr Pensionarius Müller welchen Contracten die Juristetion und Conſervation ſeiner Dienſtbauern zuſtehen, hatte auf dieſes Knechts Pentzin Tüchtigkeit eine Stelle zu bewirtschaften, nichts auszuſetzen gefunden und auch auf geschehene Anzeige vom Herzogl. Amte in Doberan hiezu die Einwilligung erhalten, …

Nachdem nun der Herr Pensionarius Müller hies angelanget war, ſo iſt von mir ſub ſcriptiv, in Gegenwart des neuen Wirts u. des Schneidern Benckmann das hier anhängende Inventarium aufgenommen und das darin verzeichnete Vieh, die Acker- und Hausgeräthschaften dem neuen Wirth Pentzin überliefert und ihm zur Annahme der Stelle Glück gewünscht worden. Noch iſt weiter verabredet und beſtimmt worden, daß die hinterlaßene Wittwe des verſt. Hauswirths Benkmann, weil kein Kathen bey dieſer Stelle vorhanden iſt, bey den neuen Wirth im Hauſe verbleibet, und von ihm mit der nötigen Beköſtigung, Wärmniß u Pflege verſorggnis wird, ſo lange sie lebet wobey sie versichert, nach Möglichkeit in der Hauswirtschaft mit behilflich zu werden.
Der neue Wirth heiratet des Schneiders Ernſt Benckmann Tochter und läßt sich gleich nach Oſtern mit ihr copulieren.

Es folgt die übliche Inventarliste. Schulden hatte der Erblasser keine.

1788 gab es Widersprüche zur Einsetzung von Gustav Pentzien. Wer sich dabei übergangen fühlte, ist den Akten nicht zu entnehmen. Einzig der Name Hans Pentzien (augenscheinlich der viertgeborene Sohn von Simon Pentzien) wird im Schriftverkehr erwähnt. Die herzogliche Kammer bestätigte die Einsetzung jedoch klar und eindeutig.

Im Jahre 1792 erhielt Gustav Penzin mit den anderen beiden Bauern einen Pachtvertrag für 21 Jahre bis 1813. Bezeichnend für diesen Vertrag ist die Ablösung der Naturaldienste durch Pachtzahlungen. Es wurde festgelegt, dass die Pächter überzählige Pferde abschaffen mussten und nur sechs Pferde halten durften. Damit waren die Bauern besser in der Lage, die Abgaben an das Amt Doberan zu zahlen. Das führte zu höheren Einnahmen für den herrschaftlichen Grundherren. Es war auch ein Fortschritt für die Hauswirte – wie die Bauern jetzt genannt wurden – weil sie sich gründlicher mit der eigenen Wirtschaft beschäftigen konnten. Haften mussten alle für einen und einer für alle. Während der nächsten Pachtperiode von 1813 bis 1834 wurden die Hauswirte zu Ostern 1821 aus der Leibeigenschaft entlassen. Vorher waren fünf Bewohner von Brodhagen aus der Leibeigenschaft geflüchtet. So ist Clas Penzin 1752 »heimlich weggegangen«, wie es in der entsprechenden Liste hieß.

1823, im September, starb Gustav Pentzien. Seinem Wunsch entsprechend, sollte sein ältester Sohn Johann den Hof übernehmen. Dieser war, mit seinen 22 Jahren, eigentlich noch zu jung für eine Hauswirtsstelle. Für ihn sprachen, während des Lokaltermins zur Hofeinweisung, die anwesenden Vertreter der Dorfschaft: Altentheilsschulze Johann Bull für seinen Sohn, den jetzigen Schulzen und der Hauswirt des Gehöfts Nr. III, Heinrich Penzin. Im Protokoll wurde dazu vermerkt:

… das nach ihrer Überzeugung es ſo wohl dem herrschaftlichen Interesse als dem der Penzinschen Famile angemessen ſeyn würde den Johann Penzin schon jetzt als Hauswirth aufzunehmen da er nüchtern, fleißig und ordentlich sich bemühe ,die ihm zu theil gewordene erſte Hufe durch eine gute Bewirtschaftung nach Möglichkeit zu heben, wünschen mögten die übrigens, daß er noch ein bis zwei Jahre mit ſeiner Mutter, in ſo weit es deren Kränklichkeit erlaube, wirthschafte, da auch sie eine ordentlich und tüchtige Hausfrau ſey.

Die Übergabe erfolgte mit mehreren Bedingungen. Eine Abschrift des gesamten, umfangreichen Protokolls steht in der Quellschrift. Dort ist neben dem Inventar auch vermerkt, dass auf dem Hof auch noch die Schwestern Johanns, Anna Sophia (24), Margarethe Maria (19) und Maria Elisabeth (16) lebten. Noch im selben Jahr erhielt Johann Penzin einen Hofbrief mit folgendem Wortlaut:

Wann der Untertan Johann Penzin als Hauswirt auf dem Gehöft Nr.1 zu Brodhagen angenommen und beſtellt worden iſt, ſo wird demſelben hiermit die Versicherung erteilt, dass , ſolange er die ihm als Hauswirt obliegenden Pflichten treulich erfüllen und die von dem Gehöfte zu leiſtenden Abgaben prompt und richtig abtragen wird, er in dem ruhigen Besitze des Gehöfts erhalten und geschützet werden ſoll. Nicht minder wird demſelben versichert, dass künftig, wann er dem Gehöfte nicht länger vorſtehen kann, oder mit Tode abgehet eines ſeiner Kinder, welches als das Tüchtigſte zur Wirtschaft befunden wird, wiederum zum Besitze des Gehöftes gelangen ſoll. Auch hat der angehende Hauswirt Johann Penzin künftig, wenn er dem Gehöft nicht länger vorſtehen kann, und ſolches zu einem guten und inventargemäßen Zuſtande abliefert, den dorfüblichen Altenteil zu gewährtigen.

In dem Hofbrief war auch festgehalten, wann eine Abmeierung erfolgt:

… das Recht der Abmeierung und der Beſtellung eines anderen Wirts [wird] auf den Fall ausdrücklich vorbehalten, dass der Hauswirt, mit und ohne Verschulden, in Verfall geriete und es an Erfüllung ſeiner Verpflichtungen in dem einen oder anderen Punkte ermangeln ließe, oder aber sich schwerer Vergehen, namentlich der Brandſtiftung, schuldig machen ſollte.

1852 wurde auf dem Gehöft im Wohnhaus eine Küche mit einem Schornstein angelegt. Im September 1859 verstarb, der zwischenzeitlich zum Dorfschulzen eingesetzte, Johann Pentzien an Cholera. Am 13. Oktober fand auf seinem Hof, wie in solchen Fällen üblich, ein Lokaltermin zur Bestimmung eines Nachfolgers statt. Anwesend waren:

  • Der Gehöfterbe Joachim Heinrich Pentzien, 31 Jahre alt, noch unverheiratet, welcher seiner Militärpflicht genügt hat,
  • die unverehelichte Sophie Pentzin, 27 Jahre alt,
  • der Büdner Oemig aus Doberan und der Hauswirth Garbe von Ober-Steffenshagen als Vormünder der noch minderjährigen 5 Kinder des Verstorbenen,
  • Schulze Johann Pentzin aus seiner alleinigen Ehe mit seiner hinterbliebenen Wittwe Marie Chatharine, geb. Jürß, die 56 Jahre alt, welche noch an den Folgen der überstsndsnsn Cholera darnieder liegend, sich an den heutigen Verhandlungen nicht beteiligen konnte.

Joachim Heinrich Pentzien wurde als Hauswirt eingesetzt. Schulze von Brodhagen blieb der kommissarisch eingesetzte Hauswirt Bull.

Zur Volkszählung 1867 lebten auf der Hufe:

  • Im Bauernhaus der Hauswirt Joachim Pentzien (geb. 1829) mit seiner Mutter Maria Pentzien (geb. 1808) seinen Brüdern: Knecht Heinrich Pentzien (geb. 1837), Zimmererlehrling Friedrich Pentzien (geb. 1844), Knecht Christoph Pentzien (geb. 1848) und seinen Schwestern als Dienstmädchen: Maria Pentzien (geb. 1831), Sophie Pentzien (geb. 1833) sowie Margarethe Pentzien (geb. 1840). Der zum Haushalt gehörige Christian Pentzien (geb. 1842) hielt sich am Stichtag der Volkszählung in Hamburg auf.
  • Im Katen des Gehöftes der Tagelöhner Joachim Behrens (geb. 1812) mit Ehefrau Sophie (geb. 1814), Tochter Maria Hamann (geb. 1836), Schwiegersohn und Tagelöhner Joachim Hamann (geb. 1843) und die Enkelkinder Sophie Hamann (geb. 1857), Christian Hamann (geb. 1861) sowie Maria Hamann (geb. 1865).

1874 bis 1888 wurde ein Pachtkontrakt mit Joachim Penzin abgeschlossen. Im Jahre 1896 wurde ihm ein Sohn geboren. Erst dann war im Jahre 1897 der Abschluss eines Erbpachtvertrages möglich. Die Hufe hatte eine Größe von 30 Hektar. Zum lebenden Inventar gehörten: Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 1 Bulle, 8 Kühe, 1 Starke, 2 Kälber, 6 Schweine, 55 Schafe, 7 Gänse und 20 Hühner. Das Erbstandsgeld für die Vererbpachtung wurde in einen Kapitalfonds eingezahlt. Aus diesem Fonds wurden Neugründungen, wie Häuslereien, kreditiert.

Zur Volkszählung 1900 lebten auf dem Anwesen:

  • Im Bauernhaus der Bauer Joachim Pentzin mit Ehefrau Marie, den Söhnen Wilhelm und Herman Pentzin sowie dem Pflegesohn Heinrich Hagemeister, dem Knecht Joachim Ross und dem Dienstmädchen Selma Thiessen.
  • Im Katen der Einlieger Joachim Havemann mit Ehefrau Marie und Tochter Frida.

1911 verstarb Joachim Penzin. Im Erbschein wurden seine Witwe Marie und die beiden minderjährigen Söhne als Erben eingesetzt. Der älteste Sohn sollte bei Volljährigkeit die Wirtschaft übernehmen. Marie Penzin wurde als Erwerberin anerkannt. 1927 wurde die Kanonforderung von 7.050 Papiermark auf 162,50 Goldmark aufgewertet. Da die beiden Söhne von Joachim und Marie Penzin im Ersten Weltkrieg gefallen waren, erhielt 1933 Otto Penzin, der Sohn des Bruders von Joachim Penzin, Hofbesitzer Heinrich Penzin aus Retschow, den Bauernhof. Er hatte schon 14 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg die Wirtschaft geführt. Otto Penzin wurde Bürgermeister in Brodhagen. 1941 war das Obereigentum auf den Nutzungseigentümer übergegangen. Der Hof wurde an Paul Reimer verpachtet. Wann das war, konnte nicht ermittelt werden.

Im Gründungsprotokoll der der Brodhäger LPG LEUCHTENDER MORGEN wurde der Hof 1953 als devastiert (wüst, zerstört) bezeichnet. Er stand unter staatlicher Verwaltung (ÖLB) und wurde komplett an die LPG zur Bewirtschaftung gegeben.

In der Hofakte ist als erster Besitzer der Schulze Jochim Christian Fick eingetragen. Ihm folgten 1778 Jochim Bull, 1799 Johann Bull, 1820 Johann Bull, 1855 Johann Bull und 1873 der Schulze Johann Bull. Der Brauch, die ältesten Söhne nach dem Vater zu benennen, schafft in in der Familienforschung oft leichte Verwirrung.

Zur Volkszählung 1867 lebten auf der Hufe:

  • Im Bauernhaus der Hauswirt Johann Bull (geb. 1826) mit Ehefrau Anna (geb. 1844), der Tochter Marie (geb. Juli 1867), dem Dienstboten Johann Struck (geb. 1842), dem Dienstmädchen Friederike Struck (geb. 1847), den Dienstjungen (geb. 1851) und Georg Harms (geb. 1851) sowie dem Schuljungen Johann Bull (geb. 1855).
  • Im Katen der Tagelöhner Johann Vick (geb. 1820) mit Ehefrau Sophie (geb. 1819) und Tochter Elisa (geb. 1858 ) und
  • der Einlieger Peter Trost (geb. 1796) mit Ehefrau Marie (geb. 1808 ). Der zum Haushalt gehörige Peter Trost (geb. 1844) hielt sich am Zähltag in Schwerin auf.

Der Hof wurde 1873 vererbpachtet. Die Hufe hatte eine Größe von 33 Hektar. 1882 übernahm die Tochter Marie Penzin den Bauernhof. Zur Volkszählung 1900 waren auf der Hufe lediglich der Arbeiter Joachim Struck mit Ehefrau Caroline registriert. 1921 übernahm Walter Pentzin, der Sohn von Ortsvorsteher Heinrich Pentzin, (Besitzer vom Hof III), und Marie Pentzin beide Bauernhöfe.

1933 wurde die Zwangsverwaltung der Hufe II durch Walter Pentzin angeordnet. 1936 verpachtete Walter Pentzin die gesamten Ländereien, da er kriegsbeschädigt war. Er hatte Hand- und Knieverletzungen. 1939 wurde ein Neuordnungsbeschluss erlassen, nachdem Walter Pentzin Obereigentümer der Hufe II wurde.

1948 wurde die Hufe dem Sohn Joachim Heinrich Pentzin überlassen, der 1947 aus der Kriegsgefangenschaft kam. 1951 gab Wilhelm Rowoldt aus Reddelich die 19 Hektar zurück, die er von dem Bauernhof gepachtet hatte.
Wie es auf der Hufe weiterging konnte noch nicht ermittelt werden.

In den Unterlagen sind folgende Hauswirte für den Hof verzeichnet: 1739 Claus Pentzin, 1764 Claus Heinrich Pentzin 1787 Heinrich Pentzin und 1830 Claus Pentzin.

Zur Volkszählung 1867 wohnten auf der Hufe:

  • Im Bauernhaus der Hauswirt Peter Pentzien (geb. 1839) mit Ehefrau Henriette (geb. 1840), Sohn Heinrich (geb. 1866), Bruder und Knecht Joachim Pentzien (geb. 1845), Knecht Johann Pentzien (geb. 1850) sowie den Dienstmädchen Sophie Vick (geb. 1851) und Rieke Wilken (geb. 1852).
  • Im Katen der Tagelöhner Carl Gau (geb. 1817) mit Ehefrau Dorathea (geb. 1825) und Sohn Carl (geb. 1863 ). Der zum Haushalt gehörige Johann Gau (geb. 1853) hielt sich am Zähltag in Fulgen auf.
  • Mit im Katen lebten der Tagelöhner Johann Bull (geb. 1809) mit Ehefrau Marie (geb. 1811), Tochter Marie (geb. 1838) und Enkel Heinerich Bull (geb. 1863). Der zum Haushalt gehörige Johann Bull (geb. 1844) hielt sich am Tähltag in Hamburg auf, Heinrich Bull (geb. 1846) in Doberan.

1873 erhielt Peter Pentzin einen Erpachtvertrag für den Hof III. Der Hof war 34 Hektar groß. Peter Pentzin war Dorfschulze in Brodhagen. 1890 erbte der Ökonom Heinrich Pentzin den Hof. 1921 übernahm Walter Pentzin die Höfe III und II.

Zur Volkszählung 1900 lebten auf dem Anwesen:

  • Der Bauer Heinrich Pentzien mit Ehefrau Marie, und Sohn Walter,
  • die Schwiegermutter Anna Bull und
  • die Hausmädchen Marie Schwarz und Bertha Stoffers, der Knecht Carl Hamann und der Kuhfütterer Richard Suhrke.

1939 lag das Obereigentum für den Hof II beim Gehöft III. 1935 wurde in den Gehöftsakte die Bezeichnung Erbhof für die Höfe II und III aufgeführt.

Artikel aktualisiert am 29.01.2024