Von Reinhold Griese (Recherche), Sven Morwinsky (Archivmaterial), Ulf Lübs (Text, Layout).
Inhalt
- Einleitung
- Chronik relevanter Ereignisse
- Mecklenburger Dorfschulen im allgemeinen
- Die Reddelicher Schule bis 1945
- Die Reddelicher Schule nach 1945
- Von der Dorfschule aus früheren Zeiten, von Reinhold Griese
- Zeitzeugenberichte
- Bildanhang mit Klassenfotos und Schulbildern

Die ehemalige Reddelicher Schule ist und war als solche eigentlich nicht zu erkennen. Anders als bei öffentlichen Schulen in den Städten wurden im ländlichen Raum keine Spezialgebäude errichtet. Konzipiert wurden Landschulen meist als Wohnhaus für den Lehrer mit seiner Familie und einem oder mehreren Klassenzimmern im Haus. Somit waren diese vom Charakter her eher Büdnereien und wurden oft auch als solche geführt. Allerdings hatten die Lehrer keine Eigentumsrechte an den Gebäuden und dem Inventar. Auch zur Reddelicher Schule gehörten vier Hektar Ackerland, eine Wiese von 5400 m² und einen Garten von 1300 m² sowie landwirtschaftliche Nebengebäude wie Stall und Scheune.
Für die Qualität der Ausbildung der Kinder auf den Dörfern war es daher oft vom Zufall abhängig, ob sich der Lehrer eher als Büdner mit Nebenjob Lehrer oder als engagierter Lehrer mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft sah. Jede Tätigkeit für sich reichte jedenfalls zum Lebensunterhalt nicht aus. Ausführlich sind diese Zusammenhänge von Reinhold Griese und Bernd Lahl in der Dorfzeitung Raducle
dargestellt, die nachfolgend auf dieser Seite, mit freundlicher Genehmigung der Autoren, zitiert werden.
Chronik relevanter Ereignisse
1769: Lehrer Bahlmann unterrichtete an der Schule in Reddelich bis 1795. Seine Witwe erhielt ab 1795 eine jährliche Unterstützung von zwölf Talern und zwei Fuhren Abfallholz. Wo sich das Schulgebäude befand ist nicht bekannt.
1771 wurde eine Herzogliche Schulordnung mit Schulpflicht im Domanium erlassen. Damit setzte das Herzoghaus eine allgemeine, bildungspolitische Entwicklung in seinem unmittelbaren Herrschaftsbereich um. Die Durchsetzung erfolgte jedoch oft nur halbherzig und die Qualität der Schulbildung hing stark vom Engagement der verantwortlichen Beamten und Lehrer ab. Um wenigstens etwas Qualität in die dörfliche Schulbildung zu bringen und diese nicht komplett der Kirche zu überlassen, wurde 1786 in Ludwigslust ein Landesschulmeisterseminarium gestiftet. Dort wurden jeweils fünfzehn Schulmeister ausgebildet.
1784 gab der Rostocker Verlag "Bei Adler’s Erben" eine Fibel heraus. Diese ist Beispiel für den zeitgenössischen Unterrichtsstoff:








1795 Lehrer Johann Lange unterrichtete in Reddelich bis 1810.
1800 Der Lehrer Johann Lange wendete sich im Alter von 67 Jahren an den Herzog mit der Bitte, nach seinem Ableben seinem Schwiegersohn, dem Tischler Trede aus Vorderbollhagen, die Schulstelle in Reddelich zu geben, damit seine kränkliche Frau und sein minderjähriger Sohn versorgt werden. Lehrer Johann Lange musste am Ende seiner Dienstzeit 77 Jahre alt gewesen sein.
1810 Lehrer Friedrich Jürkvitz, geboren am 5. März 1771 in Hohenfelde, wirkte in Reddelich bis 1845. In einer Urkunde des Großherzogs vom 19. Mai 1845 wurde einem Lehrer Jürkwitz zu Reddelich eine Pension von jährlich 80 Talern gewährt. Demnach war der Lehrer Jürkwitz bis 1845 Schullehrer in Reddelich und war der erste Lehrer in Reddelich, der nicht bis zu seinem Ableben unterrichten musste, sondern vorher eine Pension bekam. Zu zahlen hatten diesen Betrag zu gleichen Teilen die Doberaner Amtskasse, die Amtsschulkasse und das Dorf.
1827 Um den Obstbau in Mecklenburg zu forcieren erließ der Herzug am 24. Februar 1827 ein Regulativ für die von den Schulmeistern zu übernehmenden Obstbaumschulen. Lehrer wurden nur noch eingestellt, wenn diese nachweisen konnten, dass sie im Obstbau befähigt waren. Bereits etablierte Schulmeister wurden verpflichtet, sich auf Kosten der Schulkasse unterweisen zu lassen. In den Domanialdörfern waren Obstbaumschulen anzulegen, die von den Schulmeistern betreut wurden. Die Schulkinder waren dort, am praktischen Beispiel, in Obstbau zu unterrichten. [31]
1835 verfügte der Herzog Pensionszahlungen auch für Dorfschullehrer.
1843 (12. Juli): Der Chausseegeldeinnehmer im Chausseehaus (Hebestelle) bei Reddelich, Johann Engel (geb. 1803), beschwerte sich über die Unzulänglichkeit der Schulbildung an der Dorfschule in Reddelich. Er würde seine Kinder lieber nach Doberan oder Kröpelin schicken, was nur genehmigt wird, wenn er trotzdem Schulgeld in Reddelich bezahlt.
1852 Neubau einer Schule in Reddelich als massives Haus mit Steindach. Zur Schule gehörte ein strohgedeckter Stall mit Scheune und vier Hektar Ackerland beim Gehöft, eine Wiese von 54 ar (5400 m²) und ein Garten von dreizehn ar. Das Gebäude steht heute noch und wird als Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung genutzt. Wo die Kinder vor 1852, dem Jahr der Errichtung des Schulgebäudes, unterrichtet wurden ist nicht ermittelt. Anzunehmen ist, dass dazu im Schulzenhaus ein Raum zur Verfügung gestellt wurde.
1904 Die Reddelicher Schulstelle wurde an Lehrer Prösch vergeben. Das Gehalt des Lehrers Prösch betrug 105 Mark und fünfzehn Zentner Roggen. Als Feuerung erhielt er das übliche Deputat in Buchen- und Eichenholz sowie 4000 Soden Torf. Die Schule war einklassig und mit sechzig bis siebzig Schülern belegt. Lehrer Prösch war Mitglied der Molkereigenossenschaft, des Spar- und Darlehensvereins sowie des Gesangvereins.
1906 (März): Mitteilungen über Überschreitungen des Züchtigungsrechts durch Lehrer soll nur bei einer durch einen beamteten Arzt nachgewiesenen Schädigung der Gesundheit erfolgen.

1910, am 8. November: Lehrer Prösch veranstaltete im Saal des Gasthofes Roß eine Schulfeier zu Ehren des 100. Geburtstages von Fritz Reuter. Er hielt einen Vortrag über Leben und Werk Fritz Reuters. Es fand eine gemeinsame Kaffeetafel mit den Kindern statt.
1924, am 14. April wurde die Schule einer tiefgehenden Prüfung durch den Schulrat Dabeler unterzogen. Diese Prüfungen wurden Zwischen 1920 und 1922 an allen Dorfschulen durchgeführt. Für Reddelich wurde dort beschrieben:
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1946: Ein Schulgesetz für Mecklenburg wurde erlassen.
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1947: Schaffung eines zweiten Klassenraumes in der Reddelicher Schule. Die Klassen 1 bis 4 und die Klassen 5 bis 8 wurden fortan jeweils in separaten Klassenräumen unterrichtet.
1954: Die Schüler der 7. und 8. Klassen aus Reddelich wurden fortan in Bad Doberan beschult.
1965, im November waren die Planungen für einen Schulanbau abgeschlossen und die Baugenehmigung erteilt. Warum es sich Partei und Regierung anders überlegt hatten und die Schule bald darauf schlossen, ist nicht bekannt.
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1966: Die Schule in Reddelich wurde aufgelöst. Die Schüler bis zur 4. Klasse wurden fortan in Steffenshagen unterrichtet, die Übrigen in Bad Doberan.
1988, am 24. September trafen sich ehemalige Schüler und Lehrer der Reddelicher Schule zu einem geselligen Abend.
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Von der Dorfschule aus früheren Zeiten
Ein Artikel aus der Reddelicher Dorfzeitung Raducle
, Ausgabe 10 und 12 (2009 und 2010) von Reinhold Griese.
Zeitzeugenberichte
Bildanhang


































