1992: Interview mit Reddelichs Bürgermeister

Durch die Pressestelle des Landkreises wurde im Juni 1992 Joachim Morawietz befragt. Dabei ging es um Fragen zum Gewerbegebiet Reddelich, der Amtsgründung, Lärm von der B 105 und Kulturprojekte in der Gemeinde:

Herr Morawietz, Reddelich ist eine kleine Gemeinde. Aber auch hier gibt es eine Vielzahl von Sorgen und Problemen. Was brennt Ihnen am meisten auf dem Herzen?

Es stimmt, unsere Gemeinde ist zwar nur klein, aber ob man Probleme von 200 oder 20.000 Einwohnern, wie in den Städten, zu lösen hat, die Dringlichkeit bleibt dabei die gleiche.
Seit 1989 wird am Abwassernetz unserer Gemeinde gearbeitet. Bisher gehen die Abwässer in eine Oxydationsteichanlage, die aber in der Trinkwasserschutzzone III liegt. Das heißt, wir müssen perspektivisch eine andere Lösung für die Abwässer finden. Es ist vorgesehen, die Gemeinde Reddelich in weiterer Zukunft über die Abwasseranlage der Stadt Bad Doberan zu entsorgen.

In den Städten und Gemeinden stellt gegenwärtig das Anlegen eines Gewerbegebietes einen Schwerpunkt der kommunalpolitischen Arbeit dar. Wie steht es damit in Reddelich?

Wenn die Rechtsaufsichtsbehörde unserem Bebauungsplan zustimmt, beginnt im 2. Halbjahr der Ausbau des Gewerbegebietes. Einschließlich des Sondergebietes Verkaufseinrichtungen wird das Gelände rund 20 Hektar umfassen. Flächenverkäufe an erste Betriebe außerhalb des Gewerbegebietes fanden und finden jedoch schon statt. Wir sind sehr daran interessiert, auch in unserem Ort neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Herr Morawietz, wie ist ihre Meinung zur Bildung von Gemeindeämtern, also die Zusammenfassung von Verwaltungsaufgaben mehrerer kleiner Kommunen in einem Amt?

Die Ämterbildung sollte schnell vorangehen. Wie ich schon sagte, ist die Aufgabenvielfalt sehr groß und trotz hoher Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiter kaum zu bewältigen. Alle Fragen des Gemeindelebens sind jetzt neu anzupacken. Dabei ist die Finanzausstattung, wie ja allgemein bekannt, noch nicht ausreichend. Wir beantragen natürlich Fördermittel, aber zum Beispiel die Erhaltung und Rekonstruktion des Feuerwehrgebäudes, die Instandsetzung der Löschteiche sind nicht billig und kaum aus dem eigenen Haushalt zu finanzieren.
Wir in Reddelich haben zur Zeit 18 Arbeitskräfte über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt, hauptsächlich ehemalige Mitarbeiter aus der Landwirtschaft. Durch sie werden Arbeiten zur Pflege der Außenanlagen des Kindergartens, Instandsetzung der Vorfluterbrücken oder das Ausheben von Kabelgräben ausgeführt.

…für welche Kabel, Herr Morawietz?

Es handelt sich um Telefon- und Elektrizitätsleitungen. Wir arbeiten mit der Bundespost und der HEVAG, Meisterbereich Kröpelin, gut zusammen. Sie übernehmen die Durchörterungen und stellen das Kabelmaterial bereit, während sich unsere ABM-Kräfte an den Ausschachtungen beteiligen.

Selbst bei geschlossenem Fenster, Herr Bürgermeister, dringt der Verkehrslärm von der B 105 zu Ihnen ins Amtszimmer, und auch die anderen Anwohner werden ständig davon belästigt. Sind Veränderungen in Sicht?

Wir Bürger fordern, daß in die Verkehrsumgehung der Stadt Bad Doberan auch die Gemeinde Reddelich mit einbezogen wird, unbedingt!

Für ein gutes Miteinander in der Gemeinde steht auch das kulturelle Leben außer Frage. Wie steht’s damit in Reddelich?

Wir haben Fördermittel zum Erhalt unserer Bibliothek beantragt. Außerdem wollen wir unseren Chor wieder neu ins Leben rufen. Die erste Zusammenkunft der Chormitglieder findet in diesem Tagen statt. Räumlichkeiten für die Proben sind ja vorhanden. Unseren Jugendklub haben wir einem Pächter übergeben. Er bleibt also eine gastronomische Einrichtung hauptsächlich für Jugendliche. aber auch für die übrige Dorfbevölkerung.

Noch eine persönliche Frage, Herr Morawietz. Wie schaffen Sie es, all den neuen kommunalen Aufgaben. die auf Sie zugekommen sind, gerecht zu werden?

Ich bin sehr froh, einen pensionierten Bürgermeister aus Schleswig-Holstein als Berater an meiner Seite zu haben. Außerdem haben wir durch die Konrad-Adenauer-Stiftung die Möglichkeit erhalten, uns kommunalpolitisch weiterzubilden. Das nutzen wir.


Herr Bürgermeister, zum Wohle Ihrer Gemeinde wünschen wir Ihnen auch weiterhin viel Optimismus und Schaffenskraft.

Beate Mahr, Pressestelle der Kreisverwaltung Bad Doberan